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  • Elefant stürzte in Trockengraben (10/2011)
  • Salvana muss nun doch zurück (04/2011)
  • Keine Elefanten für Magdeburg? (02/2011)


Bestimmt haben die Besucher der Elefantenpräsentation im Emmener Dierenpark auch am 30.10.2011 ein besonderes Erlebnis erwartet. Was sie dann aber erlebten, war wohl eher ein großer Schreck, der auch einen tödlichen Ausgang für die Beteiligten hätte haben können. Der Elefantenbulle Radza stürzte vor ihren Augen plötzlich in den Graben. Für so manchen folgten nun wohl Sekunden, die zu einer bangen Ewigkeit wurden. Das sich der auf der Seite liegende Bulle dann von allein wieder aufrichtete, war sicher ein Trost. Ihm war auf den ersten Blick glücklicher weise nicht viel passiert. Nur einer seiner Stoßzähne war jetzt nur noch halb so lang wie der andere.
Ein abgebrochener Teil flog in hohem Bogen zwischen die Besucher und traf einen von ihnen. Glücklicherweise gab es auch hier keine schweren Verletzungen.

Aber das Bangen ging weiter. Der Bulle stand nun im Graben. Für ihn wäre es nur noch ein Schritt in die Freiheit gewesen. Ich möchte mir nicht vorstellen, was da alles hätte passieren können, wenn Radza:

  • auf den Besucherwegen unterwegs gewesen wäre,
  • vielleicht sogar den Zaun des benachbarten Löwengeheges beschädigt oder gar
  • den in der Innenstadt von Emmen liegenden Zoo verlassen hätte?

Darum und weil die Tierpfleger die nun vor ihnen liegenden schwierigen Aufgabe ohne zuschauende Besucher erledigen wollten, wurde der Tierpark evakuiert.

Nun hieß es, den Elefanenbullen wieder ins Gehege zu bringen. Gelassen umrundete er im Graben die Anlage und genoss dabei die Häppchen, die ihm die Pfleger reichten. Schon ihn zu füttern war ein gefährliches Unterfangen. Hätte der Bulle einen Menschen zu fassen bekommen, wäre das wahrscheinlich sein Tod gewesen. Man musste ihn aber mit Futter ablenken, um den Zugang zum Haus öffnen zu können und ihn dann hinein zu locken. Erst 5.00 Uhr am nächsten Morgen war es geschafft und Radza stand wieder vor der Stalltür und konnte zurück zur Herde. Das sowohl dem Bullen als auch den Besuchern oder Tierpflegern nichts passiert ist, ist wohl auch einem großen Quäntchen Glück zu verdanken.

Große Bullen haben schon öfter bewiesen, wie leicht sie Hindernisse überwinden können, die der Mensch für unüberwindbar hielt. Auf dem Video über den Sturz auf Youtub sieht man deutlich, das der komplette Körper von Radza über den Graben herausragt. Ein junger, beweglicherer Bulle hätte hier wahrscheinlich jederzeit aus dem Graben steigen können.

Aber was hat zu diesem Sturz geführt? Der Emmener Dierenpark beschreibt es so: "Am 30. Oktober, ist der Elefantenbulle Radza während der Präsentation um 14.00 Uhr in den Trockengraben gefallen. Zwei Kühe der Gruppe hatten eine Auseinandersetzung, wobei eine Kuh das Gleichgewicht verlor. Sie fiel gegen Radza der deshalb auch das Gleichgewicht verlor und in den Trockengraben fiel."

Die Auseinandersetzung zwischen den Kühen war aber sehr einseitig, was im dem Video auf Youtub deutlich zu erkennen ist.

Zuerst und das war an dieser Stelle ursprünglich auch zu lesen, glaubte ich auf dem Video die Elefantenkuh Ma Palay aus der Familie von Htoo Yin Aye als Urheber für diesen Sturz ausgemacht zu haben, und führte ihn damit auf die Streitigkeiten zwischen den Familien zurück. Erst als anderweitig Mingalor Oo als Auslöser genannt wurde, fiel mir der Irrtum auf.

Mingalor Oo hat also ihre Schwester Ma Yay Yee vor einer nachmittäglichen Elefantenpräsentation ziemlich heftig angerempelt. Ma Yah Yee fiel gegen Radza und der in den Graben.

Wollte Mingalor Oo ihre Schwester von dem Platz vertreiben, an dem es gerade wieder die begehrten Futtersäcke gab?
Eigentlich teilte Mingalor Oo in der Vergangenheit einen solchen Futtersack mit ihrer Schwester. Warum dann an diesem Tag nicht? Damals war es so, dass sie den Futtersack hatte und Ma Yah Yee mit davon fressen durfte.
An diesem Tag hatten weder Mingalor Oo noch Ma Yay Yee einen davon. Beide versuchten aber den nächsten zu erhaschen oder in die Nähe eines der Tiere mit dem erstrebenswerten Futtersack zu kommen. Dabei wird der Nahrungskonkurrent schon mal ziemlich unsanft zur Seite gedrängt.
Außerdem hatte Mingalor Oo ein gerade zwei Monate altes Kalb zu versorgen.

Und leider war das nicht der erste Zwischenfall dieser Art. So wurde ich schon bei einem vorherigen Besuch Zeuge, wie Ma Yah Yee ungefähr um die gleiche Urzeit an ungefähr der gleichen Stelle beinahe selber in den Graben gefallen wäre, weil sie jemand schupste. Auch das war nach Auskunft anderer Besucher ihre Schwester Mingalor Oo. Damals konnte Ma Yah Yee den Sturz selber verhindern. Und sieht man sich die obere Kante der Grabenmauer an, war das wahrscheinlich nicht der einzige Vorfall dieser Art. An dem Platz, wo die Elefantenpräsentation auch anschließend noch stattfand, sind eine Reihe Steine rausgebrochen.

Der wichtige Fakt ist hier aber wahrscheinlich, dass die Futtergaben um eine bestimmte Urzeit an einer bestimmten Stelle der Anlage stattfinden. Dazu kommt, dass die Futterportionen so groß sind, dass der Kampf sich lohnt. Ich spreche ich mich nicht grundsätzlich gegen dagegen aus, dass Säcke mit Futter - oder Futter überhaupt - über den Graben geworfen werden. Es sollte aber dort geschehen, wo zu dieser Zeit kein Elefant ist und auch nicht regelmäßig um die gleiche Zeit und an der gleichen Stelle.

Eine weitere Ursache dafür, dass solch gefährliche Situationen entstehen, ist der Graben an sich. In der Gegenwart wird vielerorts auf diese Steilgräben als Begrenzung der Elefantenanlage verzichtet. So etwas wie im Oktober 2011 passiert zwar selten, aber es passiert und es hatte auch schon den Tod von Elefanten zur Folge gehabt. Zwar wurde der Graben in Emmen vor einigen Jahren aufgefüllt. Das könnte aber wiederum andere Gefahren mit sich bringen. Was, wenn ein Elefant im Graben liegt und sich nicht sofort wieder aufrichten kann? Ein anderer Elefant könnte dann den liegenden als Brücke benutzen und so auf den Besucherweg kommen. Vielleicht wird dieser Fakt bei dem Bau der neuen Anlage, die 2016 eröffnet werden soll, berücksichtigt?


Nach über fünf Jahren war ich geneigt zu glauben, dass es im Management des Tierparks Hagenbeck in Sachen Elefantenfamilie doch ein Umdenken gegeben hat. Aber ich hatte mich wohl geirrt. Am 28.04.2011 musste die Elefantenkuh Salvana nach mehr als fünf Jahren den Zoo Leipzig und damit auch ihre Mutter Saida verlassen.

Saida (vorn) und SalvanaSalvana

Im April 2006 kam sie gemeinsam mit ihr in den Zoo Leipzig, wobei die beiden beteiligten Zoos schon damals planten, dass Saida in Leipzig bleibt und Salvana nach Hamburg zurückkehrt, sobald sie in Leipzig gedeckt wurde. Dieses, gegen das natürliche Verhalten der Elefanten  gerichtete Management, wurde und wird seit Zuchtbeginn in den 1980er Jahren vom Tierpark Hagenbeck als alternativloser Umgang mit zoogeborenen Elefanten hingestellte.

Nach der Geburt von Kandy (14.05.2003) hatte man sich dann aber doch dafür entschieden, auch im Hamburg eine Familie wachsen zu lassen und ging in den folgenden Jahren auch immer mal wieder mit dieser Nachricht an die Presse. Aber offensichtlich galt das nicht für die Elefantenhaltung an sich, sondern nur für Yashoda und ihr gerade geborenes Kalb Kandy.

Was hat Salvana nun in Hamburg zu erwarten?

Das weibliche Jungtiere Corny, mit der Salvana zusammen aufwuchs und zu der sie neben der Mutter wohl den engsten Kontakt hatte, lebt inzwischen im Allwetterzoo Münster. Auch sie musste ihre Mutter Yashoda verlassen.

Salvanas Mutter Saida ist eine sehr dominante Kuh und hat sich vor 2006 auch in der Hagenbeckschen Gruppe so verhalten. Nun kommt ihre Tochter, eingeschüchtert durch die Trennung von der Mutter, nach Hamburg zurück. Wie sich die "alten Bekannten" nun Savana gegenüber verhalten, kann sich jeder selber ausmalen. Elefanten sind auf keinen Fall die "besseren Menschen".

Und für die Aufrechterhaltung der vom Menschen gewollten "Elefantenordnung" kann sich nur der Mensch einsetzen und da der zwischen streitenden Elefanten den kürzeren zieht, droht die Trennung einzelner Tiere und damit fehlende Kontakte zu seinesgleichen überhaupt. Aber wer die Elefanten von Hagenbeck kennt, weis ja sowieso, dass man dort als Elefanten den ganzen Tag einzeln auf einem bestimmten Platz auf Futter wartend am Graben zu stehen hat. Verlassen darf man diesen Platz als Hamburger Elefant, wenn überhaupt, dann nur kurz. Und dazu taugt ein verängstigter Elefant ohne Familie, eben Salvana, doch wunderbar. Das ist ein Grund, warum Salvana von ihrer Mutter weg und zurück nach Hamburg zu ihr zwar bekannten Elefanten, die sie erfahrungsgemäß aber im Erwachsenenalter nicht als zu ihnen gehörend akzeptieren werden, muss.

Nachts haben ohnehin nur wenige der Hagenbeckschen Elefanten das Privileg als Gruppe in der Innenanlage zu leben. Die Zeit wird zeigen, ob Salvana zukünftig dazugehört oder ob sie anfangs mit dem Kalb und später auch getrennt von diesem die Nacht in einer Box verbringen muss.

Hier stellt sich mir die Frage, ob das Management des Tierparks Hagenbeck die große Bedeutung der Familienhaltung für ein verhaltensgerechtes Elefantenleben wirklich erkannt hat. Denn der Vorteil "Familie" gilt nicht nur für Yashoda und ihre Kälber sondern auch für jeden anderen Elefanten.

Und was im Internet u.a. auf www.leipzig-seiten.de dazu noch zu lesen war, stimmt auch nur bedingt:

"Ziel der Vergesellschaftung Salvanas mit den Leipziger Elefanten war, die junge Kuh zur Zucht zu bringen. Seit dem Frühsommer 2010 ist die 15jährige Salvana trächtig. Vater ist der Elefantenbulle Naing Thein. Das Jungtier wird voraussichtlich im 1.Quartal 2012 zur Welt kommen."

Ja, wahrscheinlich geht es hier in erster Linie darum, ein weiteres Elefantenbaby als Besuchermagnet für den Tierpark Hagenbeck zu bekommen. Auf das Schicksal eines einzelnen Elefanten will man da wohl keine Rücksicht nehmen.

"Laut Vereinbarung zwischen Hagenbeck und dem Zoo Leipzig gehört auch Salvanas Nachwuchs dem Tierpark Hagenbeck. Der Tierpark Hagenbeck beschloss nun, die trächtige Elefantenkuh so schnell wie möglich zurück nach Hamburg zu holen, damit der Transport keine Komplikationen für das Muttertier oder das ungeborene Junge mit sich bringt.keine passende andere Elefantenkuh für den Tierpark Hagenbeck zu beschaffen ist."

Was die Frage des "gehörens" betrifft, haben sich viele Zoos, u. a. auch Leipzig, schon dafür entscheiden, die Tiere dem Zoo auch besitzrechtlich zu übergeben, in dem sie leben. Dieses "gehören" ist genau wie die gesamte Haltung in Hamburg ein Überbleibsel aus der Vergangenheit, das aber leider in Hamburg auch noch die Gegenwart bestimmen. Es genügt eben nicht, um eine moderne Anlage - mag sie auch noch so groß sein - ein bisschen Bambus anzupflanzen. Das macht eine moderne Elefantenhaltung nicht allein aus und kann zwar noch einige aber nicht alle Besucher täuschen.

"Leider sind all unsere Bemühungen der letzten Jahre fehlgeschlagen, für den Tierpark Hagenbeck eine geeignete Elefantenkuh zu finden, so dass wir jetzt Salvana wieder abgeben müssen", so Leipzigs Zoodirektor Jörg Junhold.  "Ein wenig Wehmut ist schon dabei, wenn uns ein bekanntes Tier verlässt, doch wir tun dies in der Gewissheit, dass Salvana wohlbehalten in ihre bekannte Hamburger Gruppe zurückfinden und dort ihr Jungtier aufziehen wird."

Für diejenigen, die meine Beiträge aus den Vorjahren noch nicht kennen:

Seit Zuchtbeginn Anfang der 1990er Jahre sind vor Salvana bei Hagenbeck die beiden weibliche Kälber Ratna und Corny geboren, die jetzt mit Cornys Halbbruder Chamundi im Allwetterzoo Münster leben. Man könnte also noch weitere zwei junge Kühe in Hamburg haben. Wer versteht, warum zwei junge Elefantenkühe abgegeben werden, um sich dann noch um eine anderen junge Kuh zu bemühen, kann mir ja mal schreiben. In meinen Augen wäre es natürlicher, wenn Ratna und Corny noch in Hamburg und Salvana bei ihrer Mutter in Leipzig wäre. Und ein weiterer Vorteil wäre für Salvana, dass sie auch weitere Käbler mit Naing Thein haben könnte. Mit dem Hamburger Zuchtbullen, ihrem Vater, sollte das eigentlich nicht passieren. 
Ratna, inzwischen 19 Jahre alt, hat genau wie Corny (fast 15 Jahre) bisher in Münster noch kein Kalb geboren. Und wenn ihre einzige Vertraute Kanaudi (inzwischen 44 Jahre) nicht mehr lebt, wird vielleicht auch sie, genau wie Corny, binnen kürzester Zeit in stereotype Bewegungen, einem Zeichen für soziale Isolation, verfallen.

Und wer mir sagen kann, warum neben dem Tierpark Berlin und dem Tiergarten Hellabrunn auch der Tierpark Hagenbeck, der Zoo Leipzig und der Allwetterzoo Münster so intensiv an der Hervorbringung verhaltensgestörter Elefanten arbeiten, kann mir ja auch mal schreiben. Ich setze mich dann gerne mit der Antwort öffentlich auseinander.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast glauben, da hat jemand einen Vertrag mit einer Tierrechtsorganisation, der er Gründe für die Abschaffung der Zoos liefern will. Denn eine solche Tierhaltung liefert sie zuhauf.


Weit über die Grenzen Sachsen-Anhalts hinaus spaltete wieder einmal die Nachricht über einen geplanten Elefantenkauf die Zoointeressierten. Tierschützer liefen Sturm gegen den Plan und der Zoodirektor Kai Perret bemühte zur Begründung neben dem Wunsch nach Elefanten auch die EU-Verordnung zur Haltung von Wildtieren.

Der Magdeburger Zoodirektor Kai Perret sagte, seine Einrichtung wolle drei bis vier junge Dickhäuter aus Südafrika, Botswana oder Namibia nach Magdeburg bringen lassen. ... Für den Magdeburger Zoo ist der Elefanten-Transfer aus Afrika eine von zwei Optionen, einer EU-Haltungsrichtlinie zu entsprechen. Danach müssen Elefantenherden in Zoos künftig mindestens aus vier Kühen bestehen - so wie es in Halle der Fall ist. "Wir wollen weiter Elefanten halten, das steht fest", sagte Perret. "Das ist Teil unseres Zukunftskonzepts." Um neue Dickhäuter zu beschaffen, gebe es nur zwei Möglichkeiten: Tiere aus anderen Zoos oder Tiere aus der Natur. "Da es in den Zoos aber nur wenig Nachwuchs gibt, bereiten wir auch die Möglichkeit vor, sie aus ihrem natürlichen Lebensraum zu holen", erklärte Perret. (Mitteldeutsche Zeitung vom 18.02.2011)

Die EU-Richtlinie fordert nicht unbedingt die Haltung von Kühen, man kann auch junge Elefantenbullen halten. Und hier gibt es einen echten Engpass und zwar nicht an Tieren sondern an Plätzen, wo man sie unterbringen kann. Der Magdeburger Zoo sollte einfach dem Vorbild des Heidelberger Zoos folgen und eine weiter Jungbullen-WG aufmachen. Egal ob man sich dann für die Haltung afrikanischer oder asiatischer Elefanten entscheidet. Für beide Arten gibt es in den Zuchtzoos in den nächsten Jahren genügend Nachwuchs, der untergebracht werden muss.

Oft seien die Tiere "Todeskandidaten", weil zu große Herden mit Genehmigung der Behörden auch durch Abschuss verkleinert werden. "Wir wollen einige Tiere am Leben lassen und sie zu uns holen", sagte Perret. Vorwürfe der Tierquälerei weist er zurück. (Mitteldeutsche Zeitung vom 18.02.2011)

Hier sollte man sich immer die Frage nach der Zukunft dieser Todeskandidaten in einem europäischen Zoo stellten. Es kommt immer darauf an, wie man später mit den Tieren umgeht. Darüber, ob neben den Jungtieren auch ein Bulle angeschafft wird und ob die weiblichen Nachzuchten dann bei der Mutter bleiben, wurde nichts geschrieben.

Aber meine Erfahrung sagt mir, dass das nicht selbstverständlich ist. Die EU-Richtlinie fordert zwar auch einen Bullen, aber was mit den Kuhkälbern geschehen soll ist dort nicht exakt festgelegt. Das letzte Mal hat der Zoo Magdeburg 1983 zwei zweijährige Jungtiere aufgenommen (eigentlich geholt für den Zoo Leipzig, wo sie letztlich aber nur zwei Jahre waren). Mafuta (im Bild rechts), eine dieser inzwischen 20jährigen Kühe steht in heute Halle und hat bisher noch nie ein Kalb geboren. Mehr über das Leben in dieser Gruppe ist z. B. unter Aktuelles 2009 – Neues aus Halle (04/2009) und zu finden. Es ist keine glückliche Geschichte, auch wenn in diesem Fall nicht Mafuta das Opfer ist. Ein Opfer war sie zuvor aber mehr als neun Jahre im Tierpark Berlin Friedrichsfelde, wo sie gemeinsam mit Pori (im Bild links), dem zweiten mit ihr importiertem Kuhkalb, bis zum 08.12.2011 lebte. Pori steht derzeit immer noch Tierpark Berlin Friedrichsfelde und war dort auch ein Opfer der Abgriffe anderer Elefanten. Bis sie die schwächste in der Gruppe, die sie ausschloss, attackierte und dabei tötete (siehe Aktuelle 2010 - Elefant starb nach Auseinandersetzung (10/2010)). Pori lebt heute noch in dieser Gruppe und ihre am 04.05.2001 geborene Tochter Tana steht heute gemeinsam mit Mafuta im Zoo Halle. Kann sein, dass sich manch einer sagt, wie oft denn noch auf diesen Internetseiten das Schicksal von Mafuta und Pori beklagt wird. Solange, wie es aktuell ist und immer wieder Zoodirektoren auch für andere Elefanten ein ähnliches Schicksal planen. Jeder mag hier für sich entscheiden, was besser ist, der Tod in Afrika oder ein solches Leben in einem europäischen Zoo?


  • Winter im Zoo Hannover (12/2010)
  • Elefant starb nach Auseinandersetzung (10/2010)
  • Geburtenwelle im Zoo Hannover (08/2010)
  • Besucher(des)information (08/2010)
  • Wieder Enkelkind in Rotterdam (07/2010)
  • Erste Jungbullen-WG in Deutschland (07/2010) mit Nachtrag (09/2010)
  • Elefantentransfer von Emmen nach Woburn (03/2010
  • Mutter bei Geburt gestorben (02/2010).


Schon öfter habe ich vor einem Zooeingang in einer Schlange gestanden, an schönen Sommertagen oder bei Zoofesten. In Hannover kann Ihnen das aber auch im Dezember oder im März passieren. Sie stehen dann auch nicht unbedingt an der Zookasse, sondern am Eingang und alle um Sie herum haben Jahreskarten. Dem Management des Zoos kann man dazu nur gratulieren, denn es tut einiges dafür. Und damit meine ich nicht nur die winterlichen Zusatzangebote, wie Schlittschuhlaufen oder rodeln.

Auch die Tierpfleger wissen mit den Besuchern umzugehen. Sie schaffen es, ihnen schlechte Nachrichten so zu erklären, das diese sie akzeptieren und auch nicht hinterfragen, zumindest nicht laut. So auch am 29.12.2010. Das Thermometer zeigte 8°C unter Null und für 12.00 Uhr war, wie jeden Tag, eine Elefantenfütterung im Freien geplant. Die Außenanlage ist der einzige Platz, wo Besucher in Hannover Elefanten sehen können. Die interessierten Besucher standen in mehreren Reihen vor der Außenanlage. Statt der Elefanten kam ein Pfleger und bat um Verständnis, dass die Elefanten nur bei Temperaturen bis zu –5°C und bei Frost dann auch nur kurz in die Außenanlage kämen. Er appellierte an den Tierfreund in uns, der ja bestimmt diese exotischen Tiere nur wegen dieser Fütterung nicht solchen Temperaturen aussetzen wolle. Und dann wären da ja noch die Babys, eines gerade erst geboren, und damit besonders temperaturempfindlich. Alle Wartenden und auch ich hatten natürlich dafür Verständnis. Nicht wenige entließen den Tierpfleger mit Applaus.

Applaudieren konnte ich jedoch nicht, denn man könnte ja auch im Winter Elefanten sehen, wenn man denn in das Haus könnte. Der Zugang ist aber für Besucher nicht gestattet und dafür habe ich kein Verständnis. Und ich habe auch kein Verständnis dafür, dass sich im Winter das Leben der Elefanten in dem kleinen Haus und dort wahrscheinlich in Boxen abspielt. Denn ein zufällig erhaschter Blick ins Innere des Hauses zeigt nur Gitter. Will man das dem Besucher nicht zeigen, um die Illusion einer verhaltensgerechten Elefantenhaltung aufrecht zu erhalten? Ich frage mich, ob sich auch andere Besucher Gedanken darüber machen, wie die Elefanten im Haus leben? Interessiert es sie, ob die Familien zusammen in einer Box stehen?

Ist den Besuchern die kleine geräumte Fläche in der Außenanlage aufgefallen? Wenn die Elefanten im Winter überhaupt aus dem Haus kommen, haben sie nicht einmal ein Drittel der Anlage zur Verfügung, wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann. Wahrscheinlich werden sie auch dazu genötigt, sich nur dort zu bewegen. Spuren suchte man an anderen Stellen vergebens. Auf dieser kleinen Fläche dürfen sich die Tiere dann einige Male pro Tag für 15 bis 20 Minuten aufhalten. Die restliche Zeit des Tages und die Nacht verbringen sie im Winter (und im Sommer auch an die 12 Stunden) im engen Stall. Entspricht eine solche Haltung den EU-Richtlinien?

Wie schön wäre es, wenn die Verantwortliche im Zoo Hannover so viel Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Elefanten hätten, wie sie es für die Bedürfnisse der Besucher aufbringen. Dem Elefanten wird hier nicht nur im Winter einiges zugemutet.Nun habe ich kürzlich gehört, dass ein Zoo überlegt, den Besuchern mittels Videotechnik Livebilder aus einigen hinter den Kulissen liegenden Stallungen zu zeigen. Damit soll dem Besucher nicht nur gezeigt werden, dass man dort nichts zu verbergen hat. Man will dem Besucher auch die Tiere zeigen, die er ja kennt und an deren Leben er teilhaben will. Nun frage ich mich, warum ein Zoo, dem die Zufriedenheit der Besucher so wichtig ist, noch keine Leinwand im Dschungelpalast hängen hat, auf der man live das Leben im Stall beobachten kann? Darauf habe ich nur eine Antwort. Man will den Besuchern das Leben der Elefanten im Haus nicht zeigen. Wenn das so ist, sollte man das Haus aber dringend umbauen. Wie wäre es mit der Überdachung der Außenanlage direkt neben dem Elefantenhaus. Das wäre ein prima Laufstall, in den die Besucher von außen reinschauen könnten. Und wenn dann noch anstelle des Sonnensegels ein Gebäude errichtet wird, aus dem man in zwei Etagen in den Laufstall sehen kann, könnte man in Hannover bei jedem Wetter Elefanten sehen. Lösungen gibt es sicher auch noch andere. Aber eines steht fest, so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Und das nicht nur wegen der Besucher.


Am 14.10.2010 erschienen im Internet diverse Berichte über den Tod der Elefantenkuh Sabah im Tierpark Berlin Friedrichsfelde. Dort soll es am Wochenende davor zwischen den Elefantenkühen Pori und Sabah zu einer Auseinandersetzung gekommen sein an deren Folgen Sabah dann am 13.10.2010 starb. Unter anderem war dort zu lesen:

„Trotz tierärztlicher Behandlung war Sabah nicht mehr zu retten“, sagt Tierpark-Chef Dr. Bernhard Blaszkiewitz. „Die Todesursache soll eine Sektion klären. Eine Rempelei unter Elefanten passiert aber immer mal.“ (Berliner Kurier, 14.10.2010)

Sicher kann es unter Elefanten zu "Rempeleien" kommen. In einen Zoo, in dem mehrere junge Bullen leben, kann man das öfter beobachten. Sie gehen rau miteinander um, aber sie töten sich nicht und sie verletzen sich sehr selten lebensgefährlich. In anderen Situationen, z.B. bei Fütterungen zu einer bestimmten Uhrzeit, sieht man auch schon einmal "Rempeleien" zwischen weiblichen Tieren (u.a. beschrieben auf dieser Internetseite unter Beobachtungen/Zoo Osnabrück vom 21.06.2004).

Im Sommer dieses Jahres gab es auch für die junge Elefantenkuh Ma Yay Yee in Emmen eine solche Situation. Sie landete beinahe im Graben. Vielleicht wegen eines besseren Ausgangsplatzes für die Fütterung, begannen andere Tiere von hinten zu schieben. Ma Yay Yee rutschte mit einem Fuß über den Grabenrand und konnte sich glücklicherweise gerade noch abfangen. Aber das kann man nicht mit Rempelei unter Elefanten entschuldigen. Das ist eine vom Menschen herbeigeführte gefährliche Situation für den Elefanten. Und der Mensch muss sich Gedanken machen, wie er diese künftig vermeidet, indem er die Ursachen beseitigt.

Die Ursachen für die Auseinandersetzungen in der Gruppe der afrikanischen Elefanten im Tierpark Berlin Friedrichsfelde sind schon seit mehr als 10 Jahren bekannt. Aber man schaute und schaut zu. Beseitigt hat die Ursachen in Friedrichsfelde niemand. Im Gegenteil. Man könnte denken, es wurde einiges getan, um die Situation eskalieren zu lassen:

In Jahr 1999 ließen sich zwei Untergruppen identifizieren, die sich mieden. Zur größeren gehörten Lilak, Dahsi sowie Bibi mit Matibi und zur andren Pori, Mafuta und Elefantenbulle Tembo (nach MILU - Mitteilungen aus dem Tierpark Berlin-Friedrichsfelde Band 10 Heft 3 2001 Seite 392 bis 408). Sabah und ihr Kalb Tutume sind hier nicht aufgeführt, da sie in der Beobachtungszeit immer getrennt von den anderen Gruppenmitglieder gehalten wurden.

Aus diesem Meiden wurde in den folgenden Jahren immer wieder Aggression zwischen den sich vormals meidenden Tieren. (siehe auch unter Beobachtungen/Tierpark Berlin Friedrichsfelde vom 21.05.2004), nachdem zwischenzeitlich u.a auch Pori mit ihrem Kalb Tana gemeinsam mit Sabah und Tutume von der Gruppe getrennt gehalten wurde.

Als der Tierpark im Jahr 2006 Mafuta wegen eines Angriffs auf einen Pfleger abgeben wollte, ging sie allein.  Pori verlor damit ihre langjährige Weggefährtin mit der sie seit 1983 zusammen lebte.

Der Bau des neuen Elefantengeheges in Halle wäre eine gute Gelegenheit gewesen, Mafuta sowie Pori und deren Kalb gemeinsam abzugeben.

Zwei Jahre später nahm man ihr noch ihre Tochter Tana. Auch sie trat am 17.07.2008 die Reise nach Halle an. Pori blieb allein unter Elefanten zurück, die sie in "ihrem" Gehege nicht akzeptieren.

2008 stellte man im Tierpark offiziell fest, das die Anlage der Afrikaner zu klein ist und gab im November die Kuh Bibi mit ihrem Kalb Panya nach Halle ab. Inoffiziell geht die Information um, das Panya einen Pfleger den Gehorsam verweigert hätte (siehe Aktuelles 2008/ Wozu züchtet der Tierpark Berlin (07/2008)).

Ergebnis sind nun zwei Zoos mit Gruppen, in denen sich die Tiere nicht nur meiden sondern mindestens eines aus Angst permanent unter Stress seht. In Halle ist es Bibi und in Berlin war es Pori. Sie hat nun ihrerseits als vorletzte in der Rangfolge die rangniedrigere Sabah, die aber soziale Bindungen zu den beiden ranghöheren hat, angegriffen und dabei tödlich verletzt. Wäre Pori mit Ihren Kälbern nach Halle gekommen und Bibi in Berlin geblieben, wäre das wahrscheinlich nicht passiert. Denn nicht der Bewegungsdrang, den die Elefanten nicht ausleben können, führt zu Stress, sondern in erster Linie die Haltung einander fremder Tiere, die sich nicht akzeptieren, aber dennoch in einem Gehege leben müssen. So groß, dass sie sich dort nicht gefährlich werden können, kann keine Gehege sein.

Elefantenweibchen suchen sich in der Natur keine neue Familie, wenn sie geschlechtsreif sind. Sie bleiben in der Familie, in der sie geboren wurden.

Und nicht nur, dass die Verantwortlichen im Berliner Tierpark die Gruppe ohne Rücksicht auf soziale Beziehungen trennen oder eben zusammen "leben" lassen. Nein, es wird auch immer wieder dafür gesorgt, dass das Problem auch für die Zukunft erhalten bleibt. Alle im Tierpark geborenen weiblichen Jungtiere wurden ohne die Mutter abgegeben. Die Ausnahme war Panya, die mit ihrer Mutter nach Halle kam, da sie erst ein Jahr alt und damit noch auf Muttermilch angewiesen war. Ansonsten wäre  wahrscheinlich auch sie allein gegangen.

Dies alles geschieht entgegen der Empfehlungen der Zuchtkoordinatoren. Auf die müssen die Verantwortlichen des Tierparks aber sowieso nicht hören, da sowohl der Tierpark als auch der Zoo (seit dem auch er unter der Leitung von Dr. Blaszkiewitz steht) an den Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Elefanten nicht  teilnehmen.

Dr. Blaszkiewitz begründet seine Art der Elefantenhaltung damit, dass der Zoo Surrogat und nicht Imitat ist. Ist das nicht egal, ob Ersatz oder Nachbildung oder muss ein Ersatz nicht artgerecht sein? Entgegen aller Erkenntnissen der Feldforschung und Empfehlungen der Fachleute werden im Tierpark Elefanten unter ständigem Stress regelrecht zu aggressiven Handlungen getrieben.

Nicht nur ich frage mich, wie lange will der Berliner Senat diesem Treiben noch tatenlos zusehen, denn nur er kann dem Tun des Herrn Blaszkiewitz Einhalt gebieten.

Weiteres in Kürze ...

Anmerkung: In verschiedenen Artikeln war von Sabah als Mutter von Matibi die Rede. Ein Artikel kann natürlich auch einmal falsche Informationen enthalten, aber gleich in mehreren? Oder sollte man im Tierpark nicht mehr wissen, wer wessen Mutter ist. Oder kömmt diese falsche Information aus dem Tierpark und hat vielleicht einen ganz anderen Hintergrund?


Von den für das Jahr 2010 angekündigten fünf Elefantengeburten steht nur noch eine aus. Sie wird voraussichtlich im Herbst erfolgen. Bisher brachten vier Elefantenkühe gesunde Babys zur Welt, am:

  • 07.05.2010 Sayang das Kuhkalb Saphira.
  • 11.05.2010 Farina das Bullenkalb Nuka.
  • 25.07.2010 Califa das eigentlich noch namenlose Bullenkalb "Kleiner".  
  • 06.08.2010 Manari das Bullenkalb Dinkar.

Vater aller Elefantenbabys ist der junge Elefantenbulle Nikolai (geb. am 02.05.1993)

Und nur am Rande der dritten Geburtsmeldungen wurde wieder eine für hannoversche Verhältnisse spektakuläre Nachricht verbreitet. Bei der Geburt des ersten Kalbes von Califa (selber am 02.02.2003 im Zoo Hannover geboren) war deren Mutter Manari dabei und unterstützte die Tochter. So zumindest berichtete es die Zootierärztin in einem Videoclip im Internet.

Kurze Zeit später war dann aber auch Califa und deren neugeborener Sohn dabei, als Mutter Manari ihr zweites Kind zur Welt brachte und hier leistete auch Califa ihrer Mutter Hilfe bei der Geburt. So ist es auf der Internetseite des Zoos zu lesen.

Ich hoffe, dass das in Zukunft so weiter geht und bei der noch ausstehenden Geburt der erfahrenen Mutter Khaing Hnin Hnin auch deren Tochter Farina dabei sein kann. Denn auch erfahrene Mütter brauchen wahrscheinlich in einer solchen Situation den Zuspruch der Familie. Diese Hoffnung wird aber vielleicht enttäuscht, denn die im August 2010 pratizierte Haltung lässt vermuten, dass man die Gruppen in Hannover nicht nach Familienbindungen sondern nach dem Alter der Kälber aufteilt.

So wurden am Abend des 20.08.2010 zwar Manari und Califa gemeinsam ins Haus gelassen, aber Farina verschwand nicht mit ihrer Mutter, sondern mit Sayang im Haus.
Über den Tag waren auch fast immer zwei Elefantenpfleger in der Außenanlage, was nicht mehr typisch für die Haltung in Hannover ist. Sie beobachteten die Tiere nicht nur, sondern dirigierten immer wieder eine Gruppe in den entgegengesetzten Teil der großen Anlage.
Das ständige Eingreifen des Menschen kann für die Beziehungen unter den Tieren nur schädlich sein. Warum man, wenn man Kontake vermeiden will, die Familie von Manari Tiere nicht in die zweiten leere Anlage unterbringt, erschließt sich mir auch nicht. Mal sehen wie es weitergeht.


Der Zoo Leipzig brüstet sich damit, das Voi Nam in die erste Jungbullen-WG Europas abgegeben wurde. Dazu kann man nur sagen: Hätten Elefanten ihr eigenes Infranet, wäre vielleicht inzwischen schon eine Nachricht mit nachfolgendem oder ähnlichen Inhalt in Leipzig angekommen.

     An Naing Thein den Elefantenbullen im Zoo Leipzig

Hallo Papa,
es ist zwar unter Elefanten nicht üblich, dass man Kontakt zu seinem Vater hält, aber Than Myan (dein Sohn mit Htoo Yin Aye aus Emmen) fand auch wir könnten dich doch mal fragen. Wir wissen nämlich sonst nicht weiter.
Wir leben seit letzten Sommer zusammen mit Sibu aus Rotterdam im Dierenrijk Europa, sozusagen in einer Jungbullen-WG. Nun haben wir gehört, dass du in Leipzig bist und dort auch noch ein gewisser Voi Nam war, der inzwischen in die erste Jungbullen-WG Europas abgegeben worden sein soll. Nun warten wir drei schon lange, dass dieser Voi Nam hier ankommt. Jeden Tag suchen wir das ganze Gelände ab. Bisher haben wir ihn aber nicht gefunden. Wenn noch einer mehr hier wäre, wäre das nämlich klasse. Zu dritt ist beim Spielen meistens einer übrig. Zu viert könnten wir Elefant gegen Elefant kämpfen. Das wäre viel besser.
Ist da irgend etwas passiert auf dem Transport oder ist er noch bei dir. Du könntest dich ja mal in Leipzig umkucken, ob er wieder zurück ist. Sibu hat zwar gesagt, dieser Voi Nam wäre in einer Jungbullen-WG in Heidelberg, die erst in diesem Sommer eröffnet wurde, wusste es aber nicht genau. Der bekommt immer noch Besuch aus Rotterdam und dort wird das ja alles aufgeschrieben. Unsere WG gibt es seit vorigem Sommer, also länger? Oder hat der Pfau vielleicht recht. Der kommt ab und zu bei uns vorbei und der hat gesagt, dass die in Leipzig bestimmt nur angeben wollen und deshalb sagen, die erste Jungbullen-WG Europas wäre in Heidelberg. Aber vielleicht liegt ja auch unser Zoo gar nicht in Europa. Was ist das überhaupt, dieses Europa?

Kan Kaung (dein Sohn mit Yu Zin aus Emmen) jetzt im
Dierenrijk Europa
Baroniehei <-- Das nennen die Zweibeiner glaub ich die Strasse.
Nuenen (Provinz Noord-Brabant; Niederlande)

Die drei Bewohner der Jungbullen-WG im Dierenrijk Europa beim abendliches Fressen. Die erste niederländische Jungbullen-WG wurde im Sommer 2009 gegründet. Dort leben die beiden Nachzuchten Kang Kaun und Tong Miong aus Emmen und Sibu aus Rotteredam.

Und von mir als Beobachter der Elefantenszene noch ein kleiner Nachtrag in Sachen Jungbullen-WGs:

Die erste mit bekannte Zusammenführung zweier fremder Jungbullen gab es im Zoo von Pont Scorff in Frankreich. Dort trafen 29.06.2000 die Jungbullen Ant Bwe Lay (geb. am 23.08.1994 in Emmen) und Tharun (geb. am 25.12.1995 in Hamburg) aufeinander. Leider wurde die WG am 01.01.2001 durch den Tod von Tharun wieder aufgelöst.

Die nächste Jungbullen-WG wurde dann in Safaripark Reserva Natural el Castillode in der Nähe von Sevillia (Spanien) eröffnet. Dort leben derzeit sechs Elefantenbullen: 

Namegeboren amin Sevillia seit
Aung Bo 16.07.2001 in Emmen 20.04.2007
Aung Si 04.03.2002 in Emmen 20.04.2007
Maurice16.06.2001 in La Palmyre 21.04.2007
Tsje Pyan 23.12.1997 in Emmen 22.04.2003
Maung Htoo08.02.1998 in Emmen 24.04.2003
Maxim01.03.1998 in Rotterdam 10.11.2002


Am 20.07.2010 brachte Benga (geb. am 28.11.2000 in Rotterdam), die älteste noch in Diergaarde Blijdorp (Rotterdam Zoo) lebende Tochter der Elefantenkuh Irma, ihr erstes Kalb zur Welt. Vater ist der in Rotterdam geborene Elefantenbulle Timber (geb. am 13.02.1998). Die Beiden sind nicht verwandt. Nun leben auch in Rotterdam wieder drei Elefantengenerationen miteinander.

Irmas vorher geborene Töchter Bernadine (geb. am 16.06.1984) und Yasmin (geb. am 25.11.1990) sind gemeinsam mit Yasmins Tochter Anak (geb. am 26.07.2003) am 18.10.2006 an den Zoo Dublin abgegeben worden. Dort hat inzwischen jede Kuh ein Kalb geboren. Einerseits hoffe ich auf eine Zukunft für Benga in Rotterdam, andererseits sah ich dort zwischen ihr und der zweiten erwachsenen Kuh Dounanita (geb. 1986 in Vietnam und seit 1988 in Rotterdam) wenig bis keine Sozialkontakte. Mit ihr wäre sie allein, wenn ihre derzeit 30 Jahre alte Mutter stirbt und vorher keine weiteren Kälber zur Welt bringt, was sehr wahrscheinlich ist.


Am 04.07.2010 meldete dpa, dass der Kampf entschieden wäre: "Elefantenbulle «Voi Nam» legt seinen Rüssel auf den Rücken seines Artgenossen «Thai» und signalisiert damit «Ich bin hier der Chef». Seit rund einer Woche leben «Voi Nam», «Thai» und «Tarak» in der ersten WG junger Elefantenbullen in Deutschland zusammen."

Die Einrichtung dieser Junggesellengruppe für asiatische Elefanten ist ein lobenswerter Schritt, ganz besonders, weil damit die erste Jungbullengruppe in Deutschland eröffnet wurde. Nun gibt es drei Jungbullengruppen mit drei (Dierenrijk Europa in den Niederlanden und Zoo Heidelberg) bzw. sechs Tieren (Safaripark Reserva Natural el Castillode in Spanien) in Westeuropa. Leider sind sie aber alle fast ausgelastet. Noch vor der Eröffnung der Heidelberger WG warteten bereits die nächsten zwei Bullen auf eine Unterbringungsmöglichkeit. Sie werden sie wahrscheinlich im Zoo Ploch in Polen finden und allein in  Europa leben derzeit schon mehr als 15 Jungbullen, die in den nächsten Jahren einen solchen Platz brauchen werden.

In Heiderberg ist derzeit Platz für höchstens einen weiteren jungen Elefantenbullen. Man hat aber klugerweise den Bau so begonnen, dass man ihn noch erweitern kann, wenn das nötige Geld vorhanden ist. Für die Aufnahme eines erwachsenen Bullen, der wiederum eine Voraussetzung für die gleichzeitige Haltung von Bullen unterschiedlichen Alters wäre, ist die Anlage jedoch nicht ausgelegt.

Könnten sich in Heidelberg oder auch bei den anderen WGs nicht auch andere Zuchtzoos an der Finanzierung beteiligen?  Vieleicht wird ja aber auch irgendwann der Traum von einer gemeinsamen Bullenstation verschiedener oder gar aller Zuchtzoos für Bullen jedes Alters im sonnigen Süden wahr. Mich wurde es freuen. Bis dahin ist Heidelberg ein erster, sehr zu begrüßender, Schritt.


Die seit 1988 im Dierenpark Emmen lebende Elefantenkuh Yu Zin wurde am 22. März 2010 in den Zoo Woburn (England) umgesetzt.

     Auf der Internetseite des Emmener Dierenparks war dazu zu lesen:
"Elefanten unterscheiden sich vom Charakter her sehr und darum entwickeln sich die gegenseitigen Beziehungen in einer Herde sehr unterschiedlich. Echte Freundschaften, aber auch langandauernde gestörte Beziehungen kommen vor. Familienbande dagegen sind immer sehr fest, besonders zwischen Mutter und Töchtern. Yu Zin hat keine Familienbande mehr in Emmen. Sie hat in der Vergangenheit nur Söhne zu Welt gebracht, die alle umgezogen sind.

Der Elefantenfamilie hat das vergangene Jahr viele Veränderungen gebracht. Nach dem Tod von Annabel und Swe San Thay veränderte sich das Verhalten in der Gruppe und es entstand viel Unruhe. Weil Yu Zin regelmäßig die Anstifterin diese Unruhe war, ist es nötig sie in einen anderen Tiergarten zu übersiedeln. In England soll sie zusammen mit drei anderen Elefanten in ein großes Gehege kommen ...."

Persönlich habe ich von diesen Unruhen bei meinen Besuchen im Juni und im September 2009 nicht mitbekommen. Dies besagt aber nicht, dass es sie nicht gab. Nachdem die mit Yu Zin gemeinsam aus Burma angekommene Elefantenkuh Thi Ha Phyu am 04.08.2004 an den Zoo Köln abgegeben wurde und ihr jüngster Sohn (auf dem Foto beim gemeinsamen Mittagschlaf mit seiner Mutter am 21.06.2008) im Juli 2009 in die erste niederländische Bullen-WG im Dierenrijk Europa in der Nähe von Eindhoven zog, war Yu Zin allein und vielleicht macht Einsamkeit auch wütend.

Anfänglich ging man nach dem Transfer von Thi Ha Phyu nach Köln in Emmen davon aus, Yu Zin auch nach Köln zu schicken, wenn sie sich in Emmen von der Gruppe absondern sollte. Leider wurde dies durch den Kölner Zoo mit dem Kauf von fünf Thailändischen Kühen unmöglich gemacht, denn die Zusammenführung dieser beiden Gruppen führte zu erheblichen Auseinandersetzungen.

Also musste Emmen einen anderen Zoo für Yu Zin suchen, was sicher nicht so leicht war. Verstehen kann ich auch, das man nicht Htoo Yin Aye mit ihren zwei Kindern oder Htoo Kin Aye mit ihren neun Kindern bzw. Kindeskindern abgegeben hat. Aber vielleicht hätte es die Auseinandersetzungen auch nicht gegeben, wenn Htoo Kin Aye nicht den Rückenhalt einer starken Familie hätte. Denn wahrscheinlich kann neben einer starken Familie keine zweite starke Elefantenkuh, wie eben Yu Zin eine ist, leben.


     Auf der Internetseite des Emmener Dierenparks war dazu zu lesen:
"Die Tierpfleger des Dierenpark Emmen fanden gestern morgen (17.02.2010) den Elefanten Swe San Thay leblos im Stall. Weder an dem Leichnam des Elefanten noch auf den Kamerabildern, die nachts im Stall gemacht wurden, ist etwas zu sehen, was ein Hinweis auf die Todesursache sein kann. Der Elefant ist zur Sektion in die Abteilung Tiermedizin der Universität Utrecht gebracht worden."

Natürlich ist der Tod von Swe San Thay (hier auf einem Foto aus dem Jahr 2008) eine traurige Geschichte, aber eben auch eine schicksalhafte.
Hätten die Tierpfleger sie aber verhindern können? Ich glaube nicht. Und wenn ja, hätten die Elefanten anderweitige ein schweres Schicksal zu tragen gehabt. Helfen können hätte man ihr höchstens im direkten Kontakt. Und auch dort wäre nicht sicher, ob Mutter und Kalb überlebt hätten. Mein einstiges Patenkind Malayka aus Daphne Seldriks Elefantenwaisenhaus schleppte sich vor oder während der Geburt ihres Kalbes zu den Menschen, bei denen sie aufgewachsen war. Obwohl eilig ein Tierarzt hinzugezogen wurde, konnte man ihr nicht helfen. Mutter und Kalb sind auch hier gestorben.
Und Swe San Thay hatte einige Gebrechen. Wäre sie gesund gewesen, wäre vielleicht auch die Geburt anders verlaufen. Wie es verlief war es tragisch aber eben auch der Lauf der Welt.


  • Neues aus dem Thüringer Zoopark (10/2009)
  • Sabi nun in Beekse Bergen (07/2009)
  • Zoo Hannover und Circus (07/2009)
  • Nachwuchs vom zweiten zoogeborenen Elefant in Emmen (05/2009)
  • Neues aus Halle (04/2009)
  • Goni muss weiterziehen (03/2009)
  • Elefantenanlage in Erfurt (03/2009)
  • Annabel nach Grabensturz eingeschläfert (I/09)


Eine öffentliche Vorstellung der Pläne für den Neubau der Elefantenanlage im Thüringer Zoopark in Erfurt hat es bisher zwar immer noch nicht gegeben. Dafür gab es aber eine überaus gute Nachricht für die Haltungspläne der Zukunft: Geplant ist ein modernes Zuchtmanagement, wo, dem natürlichen Verhalten der Elefanten entsprechend, die Nachzuchtkühe im Familienverband bleiben und die Bullen ausgetauscht werden. Damit gibt es für die seit 10 Jahren in Erfurt lebenden "Tuli-Elefanten" die Aussicht, bis zu ihrem Tod mit ihren Töchtern und deren Kindern in der eigenen Familie zusammen alt zu werden und nicht, wie Marina, im Alter einsam ihre Kreise um ein Wasserbecken oder einen Steinhaufen zu ziehen. Für mich eine wunderbare Aussicht, auch wenn man auf die Fertigstellung noch ein paar Jahre warten muss. Es wird das nächste Großprojekt des Thüringer Zooparks sein.


Als Grund für die Unruhe in der zusammengewürfelten Gruppe hatte man in Halle schon seit längerem die Elefantenkuh Sabi ausgemacht. Für Sabi ist die Überführung nach Beekse Bergen, wo sie auf den Bullen Calimero trifft, zwar eine erneute Change auf ein weiteres Kalb und damit auch auf eine eigene Familie. Für den Bergzoo Halle wird es aber nicht die Lösung seines Problems sein, denn an der Lage von Bibi (siehe Aktuelle aus 04/2009) hat sich nur wenig geändert. Sie ist immer noch der Außenseiter in Halle und ihre Tochter steht allein im Zoo Osnabrück. Das Problem war nicht Sabi, sondern die zweifelhafte Zuchtkoordination, z. B. durch den Tierpark Berlin.


In ihrer letzten Ausgabe berichtete das Elefantenmagazin, die Zeitschrift des Vereins Elefanten-Schutz-Europa über Elefantenhaltung im Cirucs. In diesem Zusammenhang wurde der Zoo Hannover wegen seiner Tiervorführungen als schlechtes Beispiel hingestellt.

Wer den Zoo Hannover auf die Elefantenshow mit Sayang oder die mittägliche Show im Elefantengehege reduziert, macht aus meiner Sicht einen schweren Fehler. Sicher weis ich als Besucher nicht, was in Sachen Training vor oder nach dem Aufenthalt im Außengehege im Haus passiert. Aber das weis ich in anderen Zoos außerhalb der Öffnungszeiten auch nicht. Daraus, wer mit wem in welcher Box steht, macht der Zoo kein Geheimnis. Das die Familien nachts teilweise getrennt werden, halte ich persönlich zwar nicht für in Ordnung. Es ist aber kein Grund, den Zoo derart an den Pranger zu stellen, denn tagsüber gibt der Zoo der Gruppe vielfältige Möglichkeiten, mir echtes Elefantenleben zu zeigen. Und wenn die Pfleger sind trauen mit den Jungtieren eine Übung mit bunten Reifen einstudieren und die Jungtiere eifrig mitmachen, wüsste ich nicht, warum ich das Verurteilen sollte. Etwas anders wäre es, wenn man dafür die Familien längerfristig oder, schlimmer noch, permanent trennen müsste.

Und übrigens hat nach Auskunft des Zoos die Show mit Sayang mit dem Ende der Saison vorerst sowieso ein Ende, denn sie und wahrscheinlich vier weitere Kühe (einschließlich der zoogeborenen Kälber Califa und Farina) sind trächtig. Die Geburten stehen im Jahr 2010 an. Mehrfach war diese Meldung, vom Zoo selber als Sensation bezeichnet, der Presse eine Meldung wert.

Eine andere Meldung, die für mich die eigentliche Sensation ist, wurde nur am Rande veröffentlicht. Der zukünftige Vater aller Babys, der Bulle Nicolai, ist derweil auf Reisen gegangen. Da er in Hannover bis auf weiteres "nichts zu tun hat", lebt er vorrübergehend wieder im Artis Zoo in Amsterdam. Hoffentlich bleibt der Austausch von Zuchtbullen kein Einzelfall. Ich wünsche es den Bullen und auch den Kühen, z. B. denen in Osnabrück. Hoffentlich öffnet sich hier nicht eine Schere zwischen der Zuchtkoordination der asiatischen und der afrikanischen Elefanten?


Die 1999 im Emmener Zoo geborene Ma Yay Yee hat am 23.05.2009 ihr erstes Kalb Ein Mei Win zur Welt gebracht. Nun sind Elefantengeburten in Emmen inzwischen ja eigentlich nichts besonderes mehr. Die Besonderheit findet man aber im Vergleich der Geburt von Ma Yay Yee mit der ihres ersten Kalbes.

1999 war ja sowieso das Jahr der "öffentlichen" Elefantengeburten. Im Januar lies der Allwetterzoo Münster und der WDR alle Elefantenfreunde an der Geburt von Bernadines erstem Kalb teilhaben. Leider musste der Kleine nach zwei Tagen eingeschläfert werden. Eine Herpesinfektion lies ihn nie wirklich leben und alle Versuche, ihn ins Leben zu helfen, schlugen fehl.

Im Mai 1999 berichtete dann Stern-TV über die Geburt von Ma Yay Yee. Eine bewegende Geschichte, unterlegt mit ergreifender Musik. Was man dort sah, war die Geburt eines kleinen Elefanten in einer Gruppe bestehend aus der zukünftigen Mutter, ihrer erstgeborenen Tochter Mingalor Oo, einiger andrer Kälber und weiterer Elefantenkühe (unter anderen Thi Ha Phyu). Die erfahrene Mutter Htoo Kin Aye machte ihre Sache mit Unterstützung der anderen Elefanten gut. Mingalor Oo, z. B. betreute die anderen Kälber. Die Gruppe brauchte keine direkte Hilfe der Menschen. Damals wurde die Geburt aber von einer großen Gruppe von Pflegern, Zoomanagern und Tierärzten u. a., über Monitore bzw. durch das Fenster im Ausstellungsraum verfolgt.

Wahrscheinlich war man auch bereit jederzeit noch einzugreifen. Es war aber nicht nötig. Auch alle anderen Geburten in der Gruppe verliefen seitdem ohne größere Komplikationen. Und tritt einmal ein Problem auf, wird nachträglich Einfluss von außen genommen (siehe auch Aktuelles 2008/18. Elefantenbaby in Emmen geboren).

Man verzichtet heute in Emmen gänzlich auf das "Großaufgebot" bei einer Elefantengeburt, was wahrscheinlich auch immer Unruhe und Aufregung für die Tiere bringt. Liegt die Geburt außerhalb der Dienstzeit, wird der Neuling am nächsten Morgen durch die Pfleger begrüßt. Geschieht die Geburt am Tag, kann der Besucher, mit ein bisschen Glück, sogar zusehen. Und die Geburten ohne den auch immer Unruhe mitbringenden Menschen gehen überwiegend gut aus.

Andere Zoos versuchen nun diesen Weg auch zu beschreiten. Sie wenden jedoch nicht die Emmener Erfahrungen an, sondern gehen den Emmerner Weg noch einmal. Warum kann man hier nicht die Erkenntnisse des anderen anwenden?


Seit einigen Monaten ist die inzwischen auf sechs Tiere angewachsene Hallenser Gruppe zumindest tagsüber wirklich als Gruppe zu erleben. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie zwar mehr oder weniger weit entfernt voneinander, sie haben aber jederzeit die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme, die einige Tiere auch nutzen. Und wenn man Glück hat, zeigen mindestens einige Elefanten auch wirkliches Gruppenverhalten. Im Gegensatz zu dem teilweise sehr ruppigen Verhalten gegenüber Mutter Sabi zeigt der Jungbulle Abu der kleinen Phanya gegenüber seine zärtliche Seite. Er spielt mit ihr und sie zieht es auch immer wieder in seine Nähe. Als er sich einmal zum Schlafen in den Sand legte, legte sich Phanya sofort daneben und auch Abus Mutter Sabi und die ranghöchste Kuh Mafuta  kamen und stellen sich neben den beiden Schlafenden auf.

Aber die Idylle trübt, denn dort leben auch noch Phanyas Mutter Bibi und das Kuhkalb Tana. Ihr Platz ist abseits der Gruppe. Tana wählt das Abseits scheinbar freiwillig. Bibi aber wird ziemlich oft ins Abseits gejagt. Sie versucht es gar nicht, sich anderen Tieren zu nähern. Sie steht webend in einer Ecke und Sabi nähert sich ihr, was wiederum Bibi sofort zur schnellen Flucht veranlasst. Nun soll Sabi zwar in Kürze umziehen, geplant ist die Umsetzung in den Safaripark Beekse-Bergen. Damit kehrt für Bibi vielleicht ein bisschen mehr Ruhe ein, aber ob sich damit ihrer Beziehung zu Mafuta bessert? Mit Hilfe der kleinen Phanya will man eine Verbindung zu den anderen Gruppenmitgliedern herzustellen. Der Hallenser Zoo ermögliche es ihr nämlich tagsüber in der Inneanlage, durch eine schmale Öffnung unter dem Gitter, dass die Box ihrer Mutter von der Innenanlage trennt, hindurch zu schlüpfen und sich nach Wunsch auch in der Gruppe aufzuhalten. Bibi kann man im Haus nicht in die Gruppe lassen, da sie nur wieder in die Außenanlage geht, wenn diese leer ist. Gute Idee, solange Phanya noch kleiner als Mutter Bibi ist. Was aber danach? Für die Zusammenstellung dieser Gruppe hätte es trotz aller Fortschritte wahrscheinlich viele bessere Varianten gegebenen, wie z. B.:

HalleMafuta und Tana, dazu Pori mit ihrem Sohn (z. Z. Tierpark Berlin) 
Tierpark
Berlin
Dashi, Lilak und dazu Bibi mit Phanya (z.Z. Halle) und Matibi (z.Z. Osnabrück)
OsnabrückSabi und dazu Sabah und Kariba (z. Z. Tierpark Berlin)

Dann würde man den natürlichen Familienleben der Elefanten gerecht.
Sabi könnte dann aus Halle auch zurück nach Wien und Abu und Tutume bleiben, wo sie sind bzw. gehen in eine Jungbullengruppe, wo sie in ihrem Alter eigentlich auch hin gehören.

Zwischen den Zoos Wien, Berlin, Halle und Osnabrück oder auch muss es dann natürlich einen ständigen Bullenwechsel geben.


"Wer schlägt, der muss gehen. Diese Regel gilt auch in Elefantenkreisen, und somit musste Elefantenkuh Goni den Osnabrücker Zoo verlassen. Mittwoch trat sie die Reise in ihre neue Heimat in Amnéville an. ... Goni verletzte die stoßzahnlose Sabi letztes Jahr bei einer Auseinandersetzung schwer. Die Spannung zwischen den Dickhäutern nahm immer mehr zu. Deshalb suchten die Zoomitarbeiter für die schwierige Elefantendame ein neues Zuhause." (Neue Osnabrücker Zeitung am 07.03.2009)

Ob in einer Elefantenherde jemand gehen muss oder nicht, sollten eigentlich die Elefanten bestimmen. In einer natürliche Elefantenherde würde, wenn es denn unter Weibchen überhaupt vorkäme, immer das schwächere Tier aus der Gruppe vertrieben. Also hätte hier Sabi gehen müssen. Aber man wendet hier ja für die Beurteilung wieder einmal menschliche Maßstäbe an. Kann man aber in der menschlichen Gesellschaft jeden abschieben, der mal Probleme macht? Und wohin sollte man ihn am besten abschieben? Dort wo er hinkommt, wird er vielleicht auch Probleme machen oder wird unter den Anderen leiden. In den seltensten Fällen leben dann dort alle in Harmonie. Aber wer so herangeht, handelt vielleicht auch nach der Devise „Aus den Augen aus dem Sinn“. Was interessiert mich das Leben von Goni in dem anderen Zoo.

Hier ist es wieder, das Problem der unnatürlichen Elefantengruppen. Schuld ist nicht Goni oder Sabi, schuld ist die zusammengewürfelte Gruppe.
In den letzten Jahren hob der Zoo Osnabrück immer wieder hervor, dass es ja mit Goni nun viel besser laufe als am Anfang und das die ihre gelegentlichen auf die anderen Elefanten ja viel harmloser sind als früher. Zwei Monate nach ihrer Ankunft im Zoo Osnabrück war Goni massiv gegen Sabi und auch gegen Sikkim vorgegangen (siehe Beobachtungen/Zoo Osnabrück – 21.06.2004). Dabei versuchte die rangniedere Sabi sogar der ranghöheren Sikkim beizustehen, indem sie sich vor die Sikkim jagende Goni schob und damit sich selber als "Opfer" anbot. Dann wurde die Besucherfütterungen, bei der es immer wieder zu diesen massiven Angriffen kam, eingestellt und die Angriffe Gonis waren wohl weniger heftig. Heute sagt man, sie waren immer noch heftig genug. Es brodelte also weitere fünf Jahre unter der Decke und später entflammten die Auseinandersetzungen erneut heftiger auf. Goni ist aber kein Störenfried, der mit Strafe erzogen werden muss. Goni ist eine Opfer der in den vergangeneren Jahrhunderten praktizierten Elefantenhaltung in Menschenhand.
Goni wurde 1996 im Alter von ca. 2 Jahren aus ihrer Familie gerissen und mit der gleichaltrigen Dzomba aus Südafrika nach Rostock gebracht. In Rostock trafen sie auf die 34-jährige afrikanische Elefantenkuh Sarah und die 26-jährige asiatische Elefantenkuh Kira. Offensichtlich übernahm keine der beiden Kühe Gonis weitere Erziehung. Die Vier lebten dort unter dem strengen Regime der Elefantenpfleger gleichberechtigt neben einander bis sich Goni erfolgreich gegen die dominanten Menschen auflehnte. Die Strafe: Sie musste Dzomba (die inzwischen aus Rostock nach Duisburg abgegeben wurde) verlassen und kam nach Osnabrück. Einmal erfolgreich, ordnete sie sich auch hier nicht unter. Sie wurde schnell das ranghöchste Tier der Gruppe und war damit immer die erste beim Fressen, was sich auch sehr schnell in ihrem Körpergewicht widerspiegelte.
Als "Leitkuh", die sie als Ranghöchste eigentlich hätte sein müssen, total überfordert suchte sie einerseits die Zuneigung der anderen Elefanten, denen sie andererseits durch ihr Verhalten dauernd Angst einjagte und sich damit selber isolierte. Goni konnte nicht anders handeln, weil sie es nie gelernt hat.

Der Zoo Osnabrück hätte derzeit keine bessere Lösung finden können, als Goni abzugeben. Gelindert hätte ihr Leiden vielleicht das Zusammensein mit Dzomba, aber eben nur gelindert. Für Goni kann sich das Leben nur dann zum besseren wenden, wenn sie zukünftig mit ihren weiblichen Kälbern auf Lebenszeit eine eigene kleine Familie bilden darf. Alle Elefanten, die vor Jahren aus den natürlichen Lebensräumen in Afrika und Asien nach Europa kamen, teilen mehr oder weniger dieses Schicksal. Manche lehnen sich, wie Goni, dagegen auf, andere ergeben sich in dieses Schicksal und leiden. Bleibt die Hoffnung, das Goni einmal ihre Kälber und deren Kälber besser erzieht und ihnen ihr Schicksal damit erspart bleibt.

Was wirklich schlimm ist: Die Ursachen für solche Schicksale liegt nicht nur in der Zeit als Sabi und Goni in Afrika aus ihren Familien gerissen und nach Europa gebracht wurden. In Osnabrück lebt ja auch noch Matibi, die erst im Jahr 2006 ihre Mutter verlassen und nach Osnabrück wechseln musste. Ihre Mutter Bibi steht jetzt fast ganztägig einsam webend in Halle (siehe auch Aktuelles 2009/Neues aus Halle (04/2009)). Hoffentlich wird Matibi nun zur nächsten „Goni“ Osnabrücks.


Die Erfurter Stadtväter haben sich entschieden: In der Entwicklungskonzeption für den Thüringer Zoopark in Erfurt ist eine neue Elefantenanlage vorgesehen. Es wird das nächste Großprojekt des Zooparks sein.

Der inzwischen gerufene neue Leiter des Zooparks wird zwar an diesen Beschluss gebunden sein. Offen ist aber, wie seine Entscheidungen zum Leben der Elefanten in der neuen Anlage ausfallen. Er sagt von sich, dass sein Interesse Außenseitern und Minderheiten gilt. Elefanten, die nicht das Glück haben, in einer Familie zu leben, sind oft Außenseiter. Er kommt aus einem Zoo, wo immer noch die seit Jahrtausenden praktizierte Art der Elefantenhaltung mit nur minimalen Neuerungen praktiziert wird. Der Thüringer Zoopark hat ja schon vor 2000 in seiner zwar total veralteten Anlage die Wende zu einer zeitgemäßeren Haltung begonnen. Man wird sehen, wie seine zukünftigen Entscheidungen auf diesem Gebiet ausfallen.Leider ist das für den 28.04.2009 vorgesehene Zooparkgespräch, wo den Mitgliedern des Vereins der Zooparkfreunde die Konzeption vorgestellt werden sollte, ausgefallen.


Denke ich an Annabel (geb. 1964 in Asien, seit 1966 in Emmen), sehe ich sie mit hoch erhobenem Kopf, den Blick zu den Besuchern gewandt, am Graben stehen. Manchmal allein und ein anderes Mal inmitten einer Gruppe. Ihr Lieblingsplatz am Graben wurde ihr wohl nun zum Verhängnis.

Ich sehe sie aber auch jeden Abend als letztes Tier den Stall betreten. War die gehbehinderte Swe San Htay noch nicht am Tor und das war oft der Fall, wenn es geöffnet wurde, ging Annabel zurück und kam erst hinter ihr wieder zum Tor. Rangniedrige Tiere suchten nicht nur beim Betreten des Hauses in ihere Nähe ihr Schutz.

Ich sah sie auch fast immer an Swe San Htays Seite, als diese den neugeboren Unt Bwe führte. Sie konnte aber auch anders, wenn es z. B. um ältere Kälber ging. Den ganzen Tag über hatten Aung Bo und drei andere Jungbullen sie immer mal wieder in ihre Kämpfspielchen einbeziehen wollen. Sie wollte er aber offensichtlich nicht. Am Abend stand sie dann wieder allein am Grabenrand und Aung Bo kam vorbei. Sie nahm seinen Schwanz und zog, einen Vorderfuß als Umlenkrolle verwendend, kräftig an ihm. Aung Bo schrie und seine Mutter Kaing Lwin Htoo kam und bot sich selbst als "Opfer" an, was auch Annabels hohen Stand in der Gruppe widerspiegelt.

Das Leben, umringt von ungestümen Jungbullen, bringt mit zunehmendem Alter aber eben auch Gefahren. Von rangelnden Jungbullen wahrscheinlich heftigst angerempelt, stürzte sie und fiel dabei auch noch in den Graben. Alle Versuche, sie dort herauszuholen und wieder auf die Beine zu bringen, waren erfolglos. Sie wollte nicht mehr aufstehen und musste eingeschläfert werden. Aber hätte man sie vorher aus der Gruppe nehmen und allein in ein Gehege stellen oder gar in ein "Altersheim" abgeben sollen? Von wem oder was wäre sie dort abgelenkt worden? Wäre ein solches Leben verhaltensgerecht gewesen? Ja was ist in einem solchen Fall verhaltensgerecht: Ein vielleicht längeres Leben in Ruhe und Langeweile oder ein Leben mit Ablenkungen in der Gruppe, dass eben auch mal kürzer sein kann? Wenn es die Aufgabe eines Zoos ist, das Tier so lange wie nur möglich am Leben zu halten, müsste man sie einzeln in Boxen stellen. Wenn es die Aufgabe eines Zoos ist, Tiere in einem halbwegs verhaltensgerechten Umfeld zu zeigen, war und ist der Emmener Tierpark auf dem richtigen Weg.

Annabell hatte ein abwechslungsreiches Leben in einer Gruppe, die zwar nicht ihre eigene Familie war, in der sie aber viele Aufgaben hatte. Die Alternative wäre gewesen, sie auf ihre "alten Tage" ein einsames Leben in einer Einzelbox führen zu lassen. Dort wäre sie dann einigen Jahre aber vielleicht auch nur Monate später am Gitter zusammengesunken. Auf die Gräben zu verzichten, ist zwar eine Alternative, die aber auch viele Nachteile hat. Und einen Unfall mit solchem Ausgang würde der Verzicht auf Gräben auch nicht völlig ausschließen.

 
     
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