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  • Artis Zoo Amsterdam vom 30.06.2004
  • Zoo Osnabrück vom 21.06.2004
  • Tierpark Berlin Friedrichsfelde vom 21.05.2004


Die Tier befanden um 11.00 Uhr in der Außenanlage,. Um 15.50 Uhr wurden sie ins Haus gelassen. Die Türen zum Haus wurden geschlossen. Nur einmal haben alle Weibchen (im Haus) längere Zeit als Gruppe zusammengestanden. Während es Fressens haben die Tiere im Haus aber häufig die Boxen gewechselt.

Neben einem Ball und einigen bereits entrindeten großen Baustammenstücken, die von Nicolai und einer älteren Elefantenkuh (vermutlich Susella) relativ oft bewegt wurden, gab es in der Außenanlage keine Beschäftigungsangebote für die Tiere. Nicolai beschäftigte sich mehrfach an einer Stelle, indem er ein Loch immer tiefer grub. Dies wäre doch eine gute Gelegenheit, dort Futter einzugraben und den Tieren dadurch eine Abwechslung zu bieten. Leider wurde während der Beobachtungszeit in der Außenanlage nicht gefüttert. Einige vereinzelt herumliegende Ästchen wurden von den Tieren gelegentlich aufgenommen und teilweise gefressen.

Während der Beobachtungszeit verhielten sich die Elefanten friedlich zueinander, standen aber auch oft und lange einzeln. Wenn Trong Thai allein stand, waren ausgeprägte stereotype Bewegungen (weben) zu beobachten, was ein deutliches Zeichen für Langeweile oder auch für soziale Isolation ist. Zwischen den einzelnen Tieren gab es aber eine für Zooverhältnisse hohe Zahl von Sozialkontakten, wobei die meisten vom Elefantenbullen ausgingen. Sie beschränkten sich auf freundschaftliche Begegnungen und spielerische Raufereien. Zwischen den Kühen war vereinzelt auch Ausweichen zu beobachten. Die meisten Kontakte gab es zwischen Nicolai und einer älteren Elefantenkuh (vermutlich Susella) bzw. Nicolai und Trong Thai.

Zusammenfassend muss man aber trotzdem sagen, dass Trong Thai in Amsterdam eine neue Heimat gefunden haben könnte. Denn auf alle Fälle droht ihr hier nicht das Schicksal, aus einer Gruppe herausgerissen zu werden, nur weil die Elefantenpfleger nicht mehr mit ihr zurechtkommen und auch nicht auf den direkten Kontakt verzichten wollen. Ihre Münsteraner Gruppe und damit auch ihre Adoptivmutter, die Elefantenkuh Rada, musste sie ja genau aus diesem Grund verlassen.

Bevor sie nach Amsterdam kam, soll sie in Rotterdam von Alexander gedeckt worden sein. Bleibt zu hoffen, dass das wirklich geklappt hat und sie im Spätsommer 2005 ein Kalb zur Welt bringt. Gespannt bin ich darauf, wie die Geburt in einer auf dem Gebiet unerfahrenen Gruppe und ohne direkten Eingriff des Menschen verläuft? Für Trong Thai hoffe ich auf ein Elefantenmädchen und damit auf sozialer Bindungen, wie sie Elefanten zu Leben brauchen. Ist sie von Alexander nicht trächtig, wird sie auf ein Kalb von Nicolai wahrscheinlich noch lange warten müssen. Er ist eben noch ein Kind und will nicht selber Kinder zeugen sondern lieber immer nur spielen.


Die Tiere befanden sich gegen 10.45 Uhr in der Außenanlage. Vor dem Tor am Menschenaffenhaus lagen Äste. Im laufe des Vormittags wurden weitere nachgelegt. Das Fressen verlief weitgehend harmonisch. Nur manchmal waren einige Vertreibungsreaktionen von Goni gegen Sabi durch schnelles Kopfdrehen zu beobachten. Sabi entfernte sich dann mit ihrem Ast immer ein Stück von Goni. Die Tiere standen auch mal in einer Gruppe zusammen und fraßen auch mal getrennt voneinander. Sie bewegten sich langsam und ohne Aufregung, wobei Sabi aber Goni öfter aus dem Weg ging. In der Zeit von 10.45 bis 15.00 fanden mindestens 37 Kontaktaufnahmen zwischen den Tieren statt, von denen 12 zu Sabi, 11 zu Tutume bzw. Goni und nur 3 zu Sikkim erfolgten. Ausgegangen sind 15 von Tutume, 10 von Sabi, 7 von Goni und nur 5 von Sikkim. Tutume beschäftigte sich lange mit der Wurzel des riesigen Baumes, der am Menschenaffenhaus in der Anlage liegt. Sabi spielte oft mit Tutume. Dabei wurde Tutume auch mal von Goni weggeschoben, die dann ihrerseits mit ihm spielte.
Als sich Tutume hinlegte, kamen Goni, Sabi und auch Sikkim an diese Stelle und stellen sich neben ihn. Tutumewar  längst wieder aufgestanden, da standen die Drei dort immer noch zusammen.

Nach 12.00 Uhr begannen bei den Kühen, besonders stark bei Sikkim, die Schläfendrüsen zu laufen. Dieser Zustand, ein Zeichen für Aufregung oder Angst(?), verstärkte sich bis 15.00 Uhr zusehends.

Gegen 15.00 Uhr hielten sich Goni und Tutume am Zaun Richtung Aquarium, dem ort einer Schaufütterung für Besucher, auf. Sabi stand an der Schlammsuhle und Sikkim weit ab von den anderen Tieren in der Nähe des Tores zum Elefantenhaus.

Die Pfleger kamen mit Kisten voll Obst und Gemüse. Eigentlich sollten die Elefanten alle nebeneinander auf einer Breite von ca. 4 bis 5 Metern vor den Augen der Besucher Obst und Gemüse fressen. Sabi näherte sich langsam der Gruppe am Zaun. Nun änderte sich Gonis Verhalten schlagartig. Als erstes wurde Sabi mit einem Rüsselschlag in die Mitte der Anlage gejagt. Dann rannte Goni an ihr vorbei und stürzte sich auf Sikkim. Lautes trompeten und brummen war zu hören. Mehrmals wird Goni zurückgerufen. Irgendwann kam sie zurück zum Zaun, wo die Pfleger inzwischen Futter ausgeschüttet hatten und Tutume schon lange fraß, warf sich ein Stück Futter ins Maul und rannte zum nächsten Angriff. Ihre Angriffe galten eindeutig Sikkim, die inzwischen in der Mitte der Anlage gehumpelt war. Die Stimme des Pflegers wurde energischer. "Goni, come here", tönte es mehrmals über die Anlage. Endlich ließ Goni von der ihr das Hinterteil zudrehenden Sikkim ab und kam wieder zum Futterplatz. Sikkim humpelte weiter in Richtung des Zauns am Seelöwengehege. Sabi folgte ihr, wobei sie immer hinter Sikkim blieb. Goni rannte den Beiden hinterher und jagte sie bis dicht an den Zaun. Sie wurde von dem Pfleger wieder mehrfach zurückgerufen. Irgendwann kam sie dann auch wieder zur Stelle der Schaufütterung und fraß etwas. Immer wieder (oder immer wenn Sabi oder Sikkim einen Schritt in Richtung Futter wagen), rannte Goni wieder zu den Beiden und griff sie erneut an. Als Goni wieder weg war, bewarfen sich Sabi und Sikkim mit Sand. Goni und Tutume fraßen. Mehrfach wurden Sabi und Sikkim zum Fressen gerufen. Sie kamen jedoch nicht. Einem Pfleger gelang es nach 6 Minuten, Goni durch Kommandos und reichen von Futterstücken am Zaun zu halten. Nach weiteren 2 Minuten wagten sich Sabi und Sikkim endlich zum Futter und prompt versuchte Goni sie wieder zu verjagen. Der Pfleger griff zum Elefantenhacken und hackte ihn vermutlich bei jedem Versuch von Goni wieder auf Sabi oder Sikkim loszugehen in ihr Bein. Nun blieb sie an dem ihr zugewiesenen Platz stehen und fraß. Als das Futter aufgefressen war, zog wieder Ruhe in der Gruppe ein.Am Abend waren im Haus wie immer mehrere Futterstellen, sowohl im Innenraum als auch in den Boxen, eingerichtet. Die Tiere fraßen einzeln bzw. auch mal in Zweiergruppen. Sie wechseln dabei öfter die Fressstelle, wobei es zu keinerlei Auseinandersetzungen kam.


Gegen 15:50 erschallen lautstarke Elefantenrufe, die alles andere als Freude ausdrücken, durch den Tierpark Berlin Friedrichfelde. Ein Menschenauflauf vor dem Kuhgehege der afrikanischen Elefanten. Als ich am Gehege ankam, war alles ruhig. Was war geschehen? Auf einmal sehe ich Pori mit leicht aufgestellten Ohren zügig von ihrem Lieblingsbettelplatz neben den Gehege der Klippschliefern zur Mitte der Anlage laufen. Einige Schritte hinter ihr folgt Dashi mit hoch erhobenem Kopf, was unter Elefanten eine Drohgebärde aber auch ein Zeichen des Angriffs sein kann. Dashis stark laufende Schläfendrüse signalisiert auch Aufregung. Schnell hat sie Pori eingeholt und auch Lilak erscheint links neben Pori. Die beiden Jungtiere Tana (Kalb von Pori) und Matibi folgen der Gruppe.

Lilak überholt Pori, lässt sich dann aber wieder zurückfallen und drängt sie nach links ab. Pori weicht mit einem ängstlichen Blick zu Lilak in Richtung des Tores zum Bullenkral aus. Gleichzeitig bekommt sie von hinten einen kräftigen Stoßzahnstoß von Dashi. Pori fällt. Ihre Tochter Tana und deren Halbschwester Matibi rennen mit aufgestellten Ohren davon. Die beiden Angreifer attackieren die am Boden kniende Pori weiter. Immer wieder drückt Dashi mit Stoßzähnen und Rüssel Pori zu Boden. Pori versucht immer wieder aufzustehen und geht gleich wieder in die Knie. Inzwischen kniet Pori verdächtig dicht am Grabenrand. Dashi von hinten und Lilak von rechts versuchen die auf den Knien hockende Pori immer weiter in Richtung Graben zu schieben. Die Stoßzahnangriffe hinterlassen bluten­de Wunden auf Poris Haut. Schrilles Trompeten und tiefes Grollen schallen laut über das Ge­lände. Die beiden Jungtiere laufen mit aufgestellten Ohren und wie Fahnen im Wind abge­spreizten Schwänzen aufgeregt und hilflos hin und her. Auch Mafuta, die mit Pori ihr ganzes bisheriges Zooleben verbrachte, kommt in gleicher Pose angerannt, um gleich wieder umzu­kehren. Sie hilft Pori nicht. Ob aus Angst oder warum auch immer, kann sie uns nicht sagen. Lilak und Dashi dreschen weiter auf Pori ein. Dann kann Pori die Pause zwischen zwei Angriffen nutzen und sich wieder erheben.

Es ist 15.56 Uhr als erst ein und dann ein zweiter Pfleger mit Peitsche und Elefantenhacken im Bullenkral erscheinen. Und wieder starten die beiden Elefantenkühe mit vereinter Kraft den nächsten Angriff. Pori geht abermals in die Knie. Das auf und ab wird von Trompeten, Grollen, Peitschenknall und Kommandoschreien begleitet.

Ob nun ein Peitschenhieb eine der Angreiferrinnen getroffen hat oder ob die Rufe „Hört ihr auf“ befolgt wurden, irgendwann beenden Dashi und Lilak ihren Angriff. Pori kann fliehen. Für sie ist die Attacke zuende. Ganz still steht sie dann vor dem Gitter um die Baumgruppe.

Dashi steht ebenso unbeweglich am Grabenrand. Nur Lilak rennt staubaufwirbelnd mit aufgestellten Ohren und ausgestrecktem Schwanz noch eine Attacke in Richtung Graben. Auf der anderen Seite des Graben stehen die beiden Pfleger. Wahrscheinlich will sie jetzt die Pfleger angreifen. Noch ein Peitschknall ist zu hören, dann sehe ich einen der Pfleger auf einen Stein gestützt reglos dastehen. Man hat den Eindruck er wollte sagen: Du bekommst mich hier nicht weg. Der Plan geht wohl auf. Lilak beruhig sich langsam wieder und läuft am Graben entlang in Richtung Besucher. Es ist 15.59 Uhr.

Mafuta geht zu Pori und betastete die Wunden mit dem Rüssel. Daneben steht Poris Kalb Tana und die etwas ältere Matibi und man wird es kaum glauben, auch die beiden Angreifer. Wären da nicht die etwas verhalten wirkenden Bewegungen von Mafuta und den beiden Jungtieren, könnte man die Gruppe für eine Denkmal halten. Pori bewegt sich erst wieder, als sich die beiden Angreifer von ihr entfernen. Ihr grauer Rücken ist von Striemen übersaht. Drei blutende Wunden sind zu sehen. Mafuta bleibt in ihrer Nähe. In den folgenden 90 Minuten hat Pori dreimal Kot abgesetzt. Beim ersten Mal waren es noch die üblichen Ballen, dann wurde es Brei. War sie aufgeregt, traurig oder hat sie einfach aufgegeben. Wir Menschen wissen es nicht und werden es auch nie wirklich erfahren.

Möge jeder Leser selbst beurteilen, was eine Mutter empfindet, wenn sie vor den Augen ihres zweijährigen Kindes so behandelt wird und sich nicht dagegen wehren kann, egal ob aus Angst oder wegen fehlender Kraft. Was mag das Kind in diesem Moment empfinden?Alle die jetzt wütend auf Lilak oder Dashi sind, muss ich aber enttäuschen. Die beiden sind nicht schuld an Poris Leid. Sie haben sich nur wie Elefanten verhalten. Ob der Mensch das Verhalten für richtig hält, spielt dabei keine Rolle. Würden wir uns aber wirklich immer anders verhalten? Was wurden wir tun, wenn uns irgend ein fremdes Wesen zwei andere Menschen in unsere Wohnung setzt? Würde es da nicht auch unter Umständen zu Auseinandersetzungen kommen?

 
     
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