Home
Elefantenleben
Dierenpark Emmen
Thüringer Zoopark
weitere Zoos
Elefantenschicksale
Bibi
Bo Gyi
Winthida + Jula
Beobachtungen
Aktuelles
Über Aishu/Kontakt
Gästebuch
Quellen
     
 


Der am 1. Juni 1992 geborene Elefant Bo Gyi wurde zum meistgesprochenen Tier des Noorder Dierenparks in Drenthe. Die Ursache war traurig. Eine Zeitleiste des Lebens eines zu kurzen Elefanten

1. Juni 1992: Im Noorder Dierenpark in Emmen wird ein männlicher Elefant geboren. Er heißt Bo Gyi, das birmanische Wort für großer Mann. Sofort gibt es Sorgen. Mutter Yu Zin ist sehr aggressiv gegenüber ihren Jungen. Sie packt ihn regelmäßig mit dem Rüssel und drückt ihn mit ihrem ganzen Körper auf den Boden.

2. Juni 1992: Bo Gyi wird von seiner Mutter genommen, weil sie immer noch aggressiv auf ihren neugeborenen Sohn reagiert. Bo Gyi ist bei der erwachsenen Frau Htoo Yin Aye untergebracht, die sich liebevoll um das junge Tier kümmert.

8. Juni 1992: Bo Gyi und die drei Monate zuvor geborene Elefantin Mingalar Oo gehen zum ersten Mal zusammen nach draußen. Bo Gyi erhält alle zwei Stunden eine Flasche Nutricia-Babynahrung. Der Hersteller hat spezielles Futter für das Tier entwickelt.

17. Juni 1992: Die Besorgnis über Bo Gyi wächst. Der Elefant sieht ziemlich lebhaft und lebendig aus, trinkt aber zu wenig. Seit anderthalb Wochen hat er nur fünf Liter spezielle Nutricia-Milch pro Tag konsumiert, während es nach Angaben der Tierpfleger mindestens acht sein sollten....

22. März 1993: Bo Gyi bricht sich bei einem Sturz in den Graben das linke Vorderbein. Er hat wahrscheinlich einen Schlag von einem erwachsenen Artgenossen bekommen. Er wird in der Klinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Utrecht mit Gips ausgestattet. Im Gips befindet sich ein Bügel, auf der Bo Gyi stehen kann. Er muss die nächsten zwei Monate im Stall bleiben. 
16. April 1993: Bo Gyi kehrt in die Tierklinik in Utrecht zurück. Da sein Bein nur mäßig heilt, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Bo Gyi hat viele Probleme mit seinem Bein, besonders wenn er aufstehen oder sich hinlegen will. Wahrscheinlich trinkt der Elefant auch wegen der Schmerzen zu wenig.


27. April 1993: Bo Gyis linkes Vorderbein wird anderthalb Wochen früher als beabsichtigt aus dem Gips genommen. Es scheint, dass Bo Gyi aufgrund der ständigen Überlastung seiner Hinterbeine und des rechten Vorderbeins erschöpft ist. Nach dem Entfernen des Gipses scheint es, das die Fraktur gut verheilt ist. Es wird erwartet, dass sich der geschwächte Elefant vollständig erholt.

15. Mai 1993: Bo Gyi nimmt mit einem seiner Pfleger ein Bad. Er wird speziell behandelt, um den Heilungsprozess seines linken Vorderbeins zu beschleunigen. Aufgrund des Auftriebs in der Wasserschale steht Bo Gyi leicht da, so dass die steifen Muskeln und Dekubitus (Dekubitalgeschwüre durch Wundliegen) behandelt werden können.

25. Mai 1993: Bo Gyi hat zehn Tage Bäder hinter sich. Er liebt es und sprüht das Badewasser in alle Richtungen. Danach, wenn das Wasser aus dem Bad läuft, bleibt er immer länger auf den Beinen. Es ist jedoch noch unklar, ob eine hundertprozentige Heilung möglich ist.

1. Juni 1993: Bo Gyi wird ein Jahr alt. In diesen Tagen ist der Zoo mit Tausenden von Briefen, Zeichnungen, Faxen und Telefonanrufen von Kindern und Erwachsenen überflutet. Der Park erhält auch wohlmeinende Tipps aus allen Ecken, um das Tier zu heilen.

3. Juni 1993: Das medizinische Personal hat die Hoffnung auf eine vollständige Genesung fast aufgegeben. Bo Gyi konnte lange nicht mehr stehen, scheint auf seinen Hinterbeinen gelähmt zu sein. Nur wenn innerhalb weniger Tage eine plötzliche Besserung eintreten sollte, die Bo Gyi in Bewegung versetzt, hat er eine Chance. Die endgültige Entscheidung über sein Schicksal wird wahrscheinlich nächste Woche getroffen.

4. Juni 1993: Der Zoo beschließt, Bo Gyi vorerst nicht einzuschlafen. Der Arzt in Utrecht findet immer noch Reflexe in beiden Hinterbeinen. Es wurde vereinbart, die Behandlung für eine Weile fortzusetzen, zumal es nach Angaben des Arztes keine qualvollen Schmerzen gibt.

12. Juni 1993: Bo Gyi erhält eine Akupunkturbehandlung von einem Zentrum für traditionelle chinesische Medizin. Bo Gyi konnte wochenlang wegen einer möglichen Nervenschädigung in seinem Hinterleib nicht aufstehen. Neben einem Akupunkteur wird der Elefant seit einiger Zeit auch von einem manuellen Therapeuten behandelt.
18. Juni 1993: Die ersten Ergebnisse der Behandlung durch einen Akupunkteur sind laut Park ermutigend. Bo Gyi macht Bewegungen, die er lange nicht machen konnte. Die Parkverwaltung spricht von einem Lichtblick, betont jedoch, dass es einige Wochen dauern kann, bis klar wird, ob sich die Behandlung wirklich auszahlt.

22. Juni 1993: Der Verband gegen Quacksalber fordert den Tierpark auf, die Akupunkturbehandlung sofort abzubrechen. Nach Angaben des Vereins ist die Behandlung grausam und nutzlos. Der Park gibt an, dass die Behandlung in Absprache mit einem normalen Tierarzt durchgeführt wird und dass die Behandlung völlig schmerzfrei ist.

7. Juli 1993: Der Tierpark lässt Bo Gyi einschlafen. Das Tier hatte eine hässliche Infektion an der Hüfte, die ihm Schmerzen verursachen könnte. Die Sektion ergibt, dass der Elefant bei seinem Sturz im März nicht nur sein linkes Vorderbein, sondern auch einen Wirbel gebrochen hat. Die unentdeckte Wirbelsäulenverletzung führte langsam zu einer Rückenmarksverletzung, wodurch die Hinterbeine gelähmt waren. Die Geschichte über Bo Gyi erwies sich zum Leidwesen vieler als Chronik eines angekündigten Todes.

Übersetzung eines Artikels aus der digitalen Zeitung emmercourant.nl vom 17.07.1993

 
     
Top